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Das Leid mit den Menschen aushalten

© Andrea WagenknechtPfarrerin Jana Kreft (links) und Diakonin Anette Körber

Pfarrerin Jana Kreft und Diakonin Anette Körber sind die neuen evangelischen Klinikseelsorgerinnen in den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken (HSK) in Wiesbaden.

Jana Kreft stammt aus Kassel und war zwölf Jahre lang Gemeindepfarrerin, zuletzt in einer Kirchengemeinde in Frankfurt. Neben ihrem Theologiestudium hat sie noch ein Masterstudium in Psychologie absolviert.

Sich nun ganz der Seelsorge widmen zu können – darauf freut sich die 45-Jährige, auch wenn das riesige Klinikgebäude eine Herausforderung ist: „Anfangs fand ich es schwierig, mich hier zurecht zu finden. Dieses Gebäude ist kein Wohlfühlort. Umso mehr freue ich mich auf den Neubau, der Ende nächsten Jahres fertig sein soll“, so Jana Kreft.

Anette Körber ist ausgebildete Diakonin. Mit einer halben Stelle ist sie nun seit wenigen Monaten in der Klinikseelsorge, mit dem anderen Stellenanteil arbeitet sie in der Kinder- und Jugendarbeit im Evangelischen Dekanat Rheingau-Taunus.

Körber hat sich immer schon für Seelsorge interessiert, hat sich in den vergangenen Jahren in dem Bereich fortgebildet und blickt neugierig auf die neue Aufgabe: „Menschen, die im Krankenhaus liegen, befinden sich emotional oft in einem Ausnahmezustand. Sie sind häufig nachdenklicher, offener und auch ehrlicher. In dieser Situation für die Menschen da zu sein – das finde ich spannend.“

Die Büroräume und die ökumenisch genutzte Klinikkapelle sind im Erdgeschoss der HSK. Die Patienten dürfen pandemiebedingt derzeit keine Gottesdienste in der Kapelle besuchen. Es gibt aber jeden Sonntagmorgen eine Live-Übertragung des Gottesdienstes in die Krankenzimmer – katholisch und evangelisch im Wechsel.

Den größten Teil ihrer Dienstzeit verbringen Körber und Kreft auf den Stationen – mal werden sie vom Personal zu Patienten gerufen, oft klopfen sie an den Krankenzimmern einfach an, kommen mit den Menschen ins Gespräch, hören zu, spenden Trost und sind einfach da.

Gerade jetzt, wo pandemiebedingt die Besuchszeiten noch stark reduziert sind, sind viele Menschen alleine, manchmal einsam, sagen die Seelsorgerinnen. „Letztens wollte eine Frau, dass ich mich einfach an ihr Bett setze. Wir haben gar nicht viel miteinander gesprochen, sie wollte einfach nur, dass ich da bin“, berichtet etwa Anette Körber.

Auch die christlichen Rituale bekommen für Menschen in existenziellen Nöten oft noch mal eine besondere Bedeutung. Es komme durchaus vor, dass sie mit einem Patienten oder einer Patientin das Abendmahl am Krankenbett feiert oder auf Wunsch der Angehörigen eine Aussegnungsfeier gestaltet, sagt Pfarrerin Jana Kreft: „Ich habe hier auch schon im Krankenzimmer ein Kind getauft. Oft wünschen sich Menschen auch, dass ich sie segne oder für und mit ihnen bete.“

Dass man als Klinikseelsorgerin nicht Teil des medizinischen Teams ist, sei sehr wichtig für den Dienst, so Jana Kreft. Anette Körber ergänzt: „Ich will nichts, und ich komme mit nichts – mit dieser Haltung begegne ich den Menschen hier. Das ist im Klinikalltag ungewöhnlich. Zuhören, nicht werten, ohne eine Absicht da sein – darin kann viel Heilendes liegen.“

Dass sie tagtäglich mit schweren Schicksalen zu tun haben, viel Leid mit den Menschen aushalten müssen, ist auch für Körber und Kreft eine Belastung. „Für mich persönlich ist die Kapelle ein wichtiger Ort“, so Pfarrerin Kreft. „Hier komme ich selbst zur Ruhe und sammle Kraft.“ Anette Körber findet ihren Ausgleich in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Rund drei Tage die Woche ist sie in Kirchengemeinden im Taunus als Gemeindepädagogin unterwegs.

Mit dem eigenen Glauben hadern die beiden Seelsorgerinnen im Hinblick auf das, was ihnen täglich an Leid begegnet, nicht. Jana Kreft: „Natürlich kann ich Leid nicht ungeschehen machen, und ich kann auch nicht erklären, warum jemandem Leid widerfährt. Aber ich kann da sein und Wut, Klage, Zweifel und Verzweiflung mit aushalten.“

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