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Autobahnkirche

Ein Rastplatz für die Seele

© Johannes DillmannBettina Göbel und Dominik Groß sind die Küster in der Autobahnkirche Medenbach.

Am Sonntag, 26. Juni, ist bundesweiter Tag der Autobahnkirche. Die Medenbacher Autobahnkirche feiert am Sonntag außerdem ihr 22. Bestehen um 14 Uhr mit einem ökumenischen Festgottesdienst. Aus Anlass des Tags der Autobahnkirche haben wir Küsterin und Küster der Kirche zum Interview getroffen:

Bildergalerie

© Johannes Dillmann

Eigentlich ist die Autobahnraststätte in Medenbach an der A3 kein schöner Ort. Autofahrer machen hier Toiletten- und Raucherpausen, rasten oder trinken Kaffee. LKW-Fahrer schlagen hier ihr Nachtlager auf.

Bettina Göbel und Dominik Groß aus Medenbach suchen mehrmals pro Woche den Rastplatz auf. Das hat einen besonderen Grund: Sie sind nebenberuflich Küster und Küsterin der Autobahnkirche.

Denn zwischen parkenden LKWs, Tankstelle und Gaststätte steht die kleine Kirche, die vor knapp 20 Jahren gebaut wurde und im März 2001 als erste Autobahnkirche in Hessen eingeweiht wurde.

Bettina Göbel und Dominik Groß schauen hier täglich nach dem Rechten, füllen Kerzen und Infoflyer auf, halten die Kirche und das Atrium sauber, gießen die Blumen, desinfizieren die Sitzplätze, räumen die Sakristei auf, und stellen auch schon mal frische Blumen auf den Altar. Die beiden Medenbacher fühlen sich eng mit der Autobahnkirche verbunden und investieren viel mehr Zeit als sie müssten in den Küsterdienst, den sie beide mit Herzblut machen.

Bettina Göbel findet in der Autobahnkirche oft Ruhe: „Wenn ich einen stressigen Tag hatte und dann hier hochkomme, mich in die Kirche setze, nach oben durch das Glasdach schaue, der Himmel ganz nah ist, dann kann ich aufatmen, dann bin ich angekommen.“

Distanz zum Hier und Jetzt bekommen, die Schönheit des Glaubens spüren – das wollen auch die vielen Besucherinnen und Besucher. Rund 40.000 Menschen kommen pro Jahr in die Autobahnkirche Medenbach: Sie sitzen da, beten oder schalten einfach mal kurz ab.

Im Innern der Kirche hört man nichts von der A3, das schäbige Raststätten-Gefühl ist weit weg. Der kleine rund 80 Quadratmeter große Kirchenraum strahlt durch seine Höhe Ruhe und Weite aus.

Die Idee, mit der Kirche eine Oase der Besinnlichkeit zu schaffen, ist architektonisch außerordentlich gelungen. Durch die Fenster fällt tagsüber Licht in den Kirchenraum und taucht ihn in einen blauen Farbton. Atmosphärisch ist die Kirche ein Ort zum Innehalten, im wahrsten Sinne des Wortes: ein Rastplatz für die Seele.

Dominik Groß ist im Küster-Team für alles Handwerkliche zuständig. Der Schreiner mäht den Rasen vor der Kirche, stellt an Weihnachten den Tannenbaum auf, macht kleine und große Reparaturarbeiten.

Vandalismus, sagt er, gebe es immer wieder: „Das ist der Preis dafür, dass die Kirche rund um die Uhr geöffnet ist.“ Das meiste kriegt Dominik Groß auch wieder hin. Schwere Beschädigungen gab es noch nicht, dafür liegt viel Müll herum, Kippen, Kaffeebecher, auch mal Schmierereien an der Fassade. Es werde auch immer mal wieder etwas geklaut.

Den Dienst macht er dennoch richtig gerne: „Man trifft hier so interessante Menschen, ob das der LKW-Fahrer aus der Steiermark ist oder der Moslem der im Kirchenraum seinen Gebetsteppich ausrollt oder jüngere Leute, die hier schon mal anfangen zu singen. Man erfährt oft ganz viel von den Menschen.“

In einem ausgelegten Buch können Menschen Gedanken, Bitten und Wünsche eintragen. Einmal im Monat findet eine Andacht statt, die Fürbitten werden dann dem Anliegenbuch entnommen, laut vorgelesen und in Gottes Hände gelegt.

Das ausgelegte Buch hat mehrere hundert Seiten. Es ist bereits das 46. – seitdem die Autobahnkirche existiert. „Fast jeder, der hierherkommt, schreibt etwas hinein“, beobachtet Groß, „Kinder, genauso wie Erwachsene aller Nationalitäten, egal welchen Glaubens.“ 
„Da ist die ganze Vielfalt des Lebens drin“, ergänzt Bettina Göbel. Auch sie hat in der Kirche oft Begegnungen, die sie bewegen.

Immer wieder sind hier Obdachlose auf der Durchreise, die in der Autobahnkirche eine Einkehr finden und in Gebeten Ruhe und Kraft tanken. Manchmal kommt sie mit den Menschen ins Gespräch, nimmt Anteil an ihrem Schicksal: „Das sind dann Begegnungen, die in einem lange nachhallen.“ Für Bettina Göbel sind das aber auch die besonderen Momente, die man eben nur hier an diesem besonderen Ort hat – in der Autobahnkirche an der A3 hat.

Tag der Autobahnkirche und Jubiläumsfeier:

Am Sonntag, 26. Juni, ist Tag der Autobahnkirche. Für alle, die die Autobahnkirche noch nicht kennen, eine gute Gelegenheit zur Besichtigung. Die Medenbacher feiern am 26. Juni zusätzlich das 22. Bestehen der Autobahnkirche, denn der 20. Geburtstag konnte wegen Corona nicht gefeiert werden. In der Autobahnkirche wird um 14 Uhr ein ökumenischer Festgottesdienst gefeiert mit der evangelischen Pfarrerin Bea Ackermann und Weihbischof Gerhard Pieschl. Im Anschluss gibt es vor der Kirche Kaffee und Kuchen. Herzliche Einladung.

Hintergrund:
Die Autobahnkirche Medenbach, gestiftet von Alfred Weigle, wurde im März 2001 als erste Autobahnkirche in Hessen eingeweiht. Sie befindet sich auf dem Gelände der Autobahnraststätte Medenbach-West, an der A3 Köln Richtung Frankfurt, zwischen der Ausfahrt Niedernhausen und dem Wiesbadener Kreuz. Sie ist Tag und Nacht durchgehend geöffnet. Einmal im Monat ist um 19 Uhr Andacht. Nächste Termine: Mittwoch, 20. Juli, und Mittwoch, 17. August, jeweils 19 Uhr.
Spendenkonto bei der Wiesbadener Volksbank
Ev. Kirchengemeinde Medenbach
IBAN: DE18 5109 0000 0020 2464 05
Kennwort: "Spende Evangelische Kirche Medenbach"

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