Ehrenamt
Breckenheimer Ehepaar für besonderes Engagement ausgezeichnet
© Andrea WagenkenchtAnja und Hans Schönwetter freuen sich über das Preisgeld, das dem Projekt Arbeitsmarktintegration für jugendliche Strafentlassene (ArJuS) zu Gute kommen soll. Dekanin Arami Neumann (rechts) hat auf der Dekanatssynode den Preis überreicht.13.11.2023 aw Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Pfarrer Andreas Günther, Mitglied im Dekanatssynodalvorsand und im Diakonie-Ausschuss, überreichte den Preis und erklärte in der Laudatio: „Das Engagement der Eheleute Schönwetter zeigt, was sein kann und wachsen kann, wenn ein Mensch den anderen wirklich sieht. Mit ihrem Engagement ermuntern sie dazu, nicht beim Vordergründigen zu bleiben, Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene wahrzunehmen mit dem, was Sie zu geben und zu sagen haben, ihnen etwas zuzutrauen.“
Die pensionierte Lehrerin und Kunsttherapeutin Anja Schönwetter hat 2005 in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wiesbaden begonnen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu malen. Welten stießen dabei aufeinander: Junge straffällig gewordene Menschen trafen auf eine Frau, die ihnen Farben und Pinsel in die Hand gab und sie zum Malen anleitete, um Sehnsüchte, Wünsche und Gedanken auszudrücken. Gespräche entstanden, Vertrauen ist gewachsen.
Auch Ehemann Hans Schönwetter, pensionierter Apotheker, engagierte sich ehrenamtlich in der JVA: Er unterstützte junge Häftlinge in der Holzwerkstatt, gab Nachhilfeunterricht für die Gesellenprüfung und war auch nach der Haftentlassung ansprechbar, und hat etwa geholfen Anstellungsverhältnisse zu vermitteln.
Den Grundsatz, nicht vorschnell über Menschen zu urteilen, haben die Schönwetters verinnerlicht. „Deshalb“, so Pfarrer Andreas Günther, „haben Sie auch nie gefragt, was einer verbrochen hat. Sie wollten ihrem Gegenüber vorurteilsfrei begegnen, jeden jungen Menschen stärken, eine neue Chance zu ergreifen.“
In dieser Haltung haben Anja und Hans Schönwetter im Jahr 2015 auch ihre Herzen und ihr Haus für geflüchtete Menschen in Breckenheim geöffnet: Sie haben mit Kindern und Erwachsenen in den Gemeinschaftsunterkünften gemalt, Behördengänge begleitet, Deutschunterricht gegeben, Ausflüge organisiert und vieles mehr.
Für Andreas Günther ist klar, wie verdient dieser Preis, der jährlich besondere Mitmenschlichkeit ehrt, ist: „Es zeichnet Sie beide aus, dass Sie nicht nur Gespräche und praktische Hilfe angeboten haben, sondern dass Sie ihre Gegenüber als Menschen gesehen haben, in denen viel mehr steckt, als ein Ersteindruck sagt, als eine Zuschreibung als Flüchtling oder Knasti ausdrückt.“
Hintergrund:
Wilhelm Kahl, der Stifter des Preises, stammte aus Wiesbaden-Delkenheim. Er war in der evangelischen Kirchengemeinde und in vielen Vereinen engagiert.
Er hat dem Dekanat Wiesbaden nach seinem Tod ein Vermächtnis von 30.000 Euro hinterlassen mit der Auflage, jährlich einen Preis in Höhe von 500 Euro auszuloben für eine Mitbürgerin oder einen Mitbürger unabhängig von Konfession, Religion, Nationalität oder Geschlecht, der sich in besonderer Weise sozial engagiert.
Die bisherigen Preisträger waren Robert Belz, der sich für Menschen mit Handicap einsetzt, Martina Lotz für ihren Einsatz in der Flüchtlingsarbeit und Willkommenskultur, Gisela Keßler für jahrzehntelanges Engagement in den Bereichen Frieden, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit sowie der Mediziner Sievert Seebens, der Menschen in der Teestube ärztlich versorgt.
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