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Kirchentagssonntag

Der Reichtum des ökumenischen Miteinanders

© Andrea WagenknechtBischof Georg Bätzing und Lutherkirchenpfarrerin Ursula Kuhn im ökumenischen Gottesdienst.

Um ein Bild der Wirklichkeit und ihrer inneren Wahrheit zu zeichnen, braucht es die unterschiedlichen Perspektiven: Das hat Bischof Georg Bätzing am Sonntag, 7. Februar, in der evangelischen Lutherkirche in Wiesbaden im Blick auf das ökumenische Miteinander betont.

© Lutherkirchengemeinde WiesbadenDer ökumenische Gottesdienst wurde live gestreamt und kann über den youtube-Kanal der Lutherkirchengemeinde angeschaut werden.

Für ihn sei das eine der schönsten Erfahrungen in diesem Zusammenhang und es spiegele den darin enthaltenen  Reichtum wider, sagte der Bischof, der zum  ökumenischen Kirchentagssonntag – wie alle Prediger an diesem Tag – die Erzählung aus dem Markusevangelium von der Speisung der 5000 betrachtete.

Aus diesen Bibelversen stammt das Leitwort des 3. Ökumenischen Kirchentags (ÖKT): Schaut hin!.
Der Kanzeltausch ist am Kirchentagssonntag Programm. Während Bischof Bätzing in der evangelischen Kirche zu Gast war, feierte Kirchenpräsident Volker Jung mit Weihbischof Thomas Löhr in der Kapelle des Bischofshauses in Limburg einen ökumenischen Gottesdienst.

Darauf wies auch Lutherkirchenpfarrerin Ursula Kuhn hin, die in ihrer Begrüßung das Leitwort in Fragen anklingen ließ: „Schaut hin: Wieviel Zeit habt Ihr? Genug? Wieviel zu Essen habt Ihr? Viel? Schaut hin: Wieviel Hoffnung habt Ihr? Für Euch? Für andere? Schaut hin: Gott verbindet uns, schon heute.“ Jesus fordere dazu auf, hinzuschauen, mehr und weiter zu sehen. „Dann seht Ihr nicht nur, was fehlt, Ihr seht, was schon da ist.“

In seiner Auslegung des Bibeltextes machte sich Bischof Bätzing ausdrücklich diese Perspektive der Reformatoren zu eigen. Im Zentrum des dargestellten Geschehens stehe Christus. Kurz zuvor, so berichte es das Markusevangelium, sei der Täufer Johannes enthauptet worden.
„Mit prophetischem Mut für Gott und seine Gerechtigkeit einzutreten und die Umkehr zu fordern, das ist persönlich hoch riskant.“
Zu diesem Zeitpunkt habe Jesus bereits den Bruch mit der eigenen Familie und der Heimat verkraften müssen. Die Auseinandersetzung mit den Schriftgelehrten spitze sich zu. Jetzt drücke er sein eigenes Sendungsverständnis im Zeichen aus.

Das materielle Paradox des „zu wenig“ und „zu viel“ sei dabei Ausdruck der göttlichen Logik des Reiches Gottes und seiner befreienden Kraft. Jesus, ein armer Mensch wie wir, in dem sich Gott offenbare, sei das Fundament und der Bauplan der neuen Welt nach Gottes Willen.

Die Begriffsstutzigkeit der Jünger und Jüngerinnen sei da nicht verwunderlich: Sie müssten alle vertrauten Vorstellungen von einer heilen Welt, in der die Nöte zu Ende und die Fesseln gelöst seien, hinter sich lassen; die Sehnsucht und Hoffnung auf Freiheit ganz und gar auf Jesus konzentrieren.

Für ihn seien sie gerade in ihren „Irrungen und Wirrungen“ sympathische Identifikationsfiguren, bekannte der  Bischof. Wie schwer tue er sich selbst oft, „ja dazu zu sagen, dass in diesem armen Menschen die ganze Fülle Gottes erschienen ist“. Wie schwer falle es ihm selbst manchmal, den Wert dessen zu entdecken, „was ich beisteuern kann – und es dann auch einzubringen, damit Gott es großzügig verwenden möge.“ Gerade die schwankende Rolle der Jünger helfe ihm, „meinen Beitrag in der Nachfolge Jesu zu ergründen.“

Die fünf Brote in dem Bibeltext stünden, so der Bischof, für die fünf Bücher Mose, die zwei Fische könnten als Hinweis auf die Weisheitsschriften und die Propheten gedeutet werden, die zwölf Körbe symbolisierten die Stämme des Bundesvolkes Israel.

Der Zwölferkreis um Jesus bedeute: „Gott hat begonnen, sein Volk aus allen Völkern zu sammeln.“ Wenn wir das Wort Gott miteinander teilten, „dann sind wir Kirche, dann sind wir beides, Werkzeug und Zeichen der Gottesherrschaft in der Zeit“, sagte der Bischof in seiner Predigt.

Zugleich stelle die wunderbare Speisung in der katholischen Tradition auch ein Vorspiel der heiligen Eucharistie dar. Denn im Abendmahl bringe Jesus sein Selbstverständnis und seine Bereitschaft zur Hingabe auf den Punkt: Er gebe sich selbst. Unter das Stichwort „Teilen“ stellte Bischof Bätzing die letzte Perspektive, die er als Frage formulierte: „Ja, wenn Gott sich so großzügig zeigt in Jesus, dürfen wir dann kleinmütig und geizig besorgt sein?“ Der alles gebe und alles teile, zuletzt sich selbst, „ist uns Vorbild.“

In den gemeinsam vorgebrachten Fürbitten stellten der Bischof und die Pfarrerin Obdachlose und Bedürftige, Kranke und Sterbende in den Mittelpunkt, aber auch diejenigen, die „hungrig sind nach einem normalen Miteinander“, ebenso wie die Menschen, die sich bis zur Erschöpfung engagierten und einsetzten und doch nicht die nötige Anerkennung erführen.

Musikalisch wurde der Gottesdienst in beeindruckender Weise von Sängerinnen und Sängern sowie der Cellistin Isabel Walter des WDR Rundfunkchors unter der Leitung von Paul Krämer sowie Kantor und Organist Niklas Sikner gestaltet. Vorgetragen wurde die Kantate „Jesu meine Freude“ von Johann Sebastian Bach.  

Hintergrund:
Am Kirchentagssonntag, 7. Februar, feiern Gemeinden und Pfarreien vieler christlicher Konfessionen bundesweit gemeinsam Gottesdienste zur Einstimmung auf den 3. Ökumenischen Kirchentag (ÖKT), der vom 13. Bis 16. Mai 2021 in vornehmlicher digitaler Form stattfinden wird. Der Ökumenische Kirchentagssonntag soll neugierig machen, informiere und motivieren.

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