Abschied
Er wird fehlen

08.05.2025
aw
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Sie sind alle gekommen: Kolleginnen und Kollegen, Weggefährten, Freunde, Familie, Menschen aus Biebrich, Klarenthal, der Marktkirchengemeinde und weit darüber hinaus. Es ist ein Abschied in der Osterzeit. Aber Ostern habe eben auch immer etwas mit Abschied zu tun, so der scheidende Pfarrer Martin Fromme. Im voll besetzten Albert-Schweitzer-Gemeindezentrum in Biebrich ist Pfarrer Fromme von Propst Oliver Albrecht feierlich in den Ruhestand entlassen worden.
Er habe ein Herz voller Dankbarkeit und gleichzeitig sei er traurig, dass etwas aufhöre und froh, dass etwas anfinge, so Fromme. „Und vor allem“, das sei ihm wichtig, „möchte ich um Verzeihung bitten für alle verpassten und versäumten Gelegenheiten.“
Dass die Auferstehung eine erschreckende Wahrheit ist, für die es eine Verrücktheit, eine christliche Unverfrorenheit brauche, da ist sich der Theologe sicher. Beinahe 40 Jahre war er damit beschäftigt, diese Unverfrorenheit zu predigen – am Krankenbett genauso wie in der Kirche. Fromme: „Ich bin nicht müde geworden. War ich immer überzeugt? War ich immer überzeugend?“ Für die Hoffnungsgemeinde war er es: „Seine Predigten“, so Robert Belz aus dem Kirchenvorstand, „haben die Menschen berührt und bewegt“.
Der 66-jährige Martin Fromme, geboren in Soest und aufgewachsen in Dillenburg, verbrachte seine zweite Schulhälfte im musischen Internat der Domsingknaben in Limburg und Hadamar – eine Zeit, die ihn tief prägte und vor die Entscheidung stellte: Musik oder Theologie? Er wählte nach dem Abitur die Theologie und studierte in Mainz und Marburg.
Seine erste Pfarrstelle führte ihn in die Nähe von Nastätten, wo er drei Kirchengemeinden in sieben kleinen Dörfern betreute. Dort hielt er sonntags mehrere Gottesdienste an verschiedenen Orten, gründete einen Posaunenchor und einen ökumenischen Chor und übernahm auch die gesamte Verwaltung, denn ein Gemeindebüro gab es nicht.
1994 kam Fromme nach Wiesbaden. Er war zunächst 13 Jahre Pfarrer in der Kirchengemeinde Klarenthal, bis er 2007 an die Wiesbadener Marktkirche wechselte. Als dort eine halbe Stelle wegfiel, übernahm er parallel die halbe Stelle in der Hoffnungsgemeinde Biebrich, bis er schließlich 2021 ganz nach Biebrich wechselte.
Als einen „Stadt-Land-Fluss-Pfarrer“ bezeichnet Propst Albrecht Frommes große Gabe, das kirchliche Leben an so unterschiedlichen Orten, in ganz unterschiedlichen Teams gut gestalten zu können. Albrecht würdigt vor allem Frommes zugewandte Art: „Deine Freundlichkeit ist keine pastorale Höflichkeit, sondern sie ist echt und authentisch. Das spüren die Menschen.“
„Es war eine Freude, mit dir und neben dir zu sein“, erklärt auch Dekanin Arami Neumann. „Du warst ein weiser, ein zuverlässiger und von allen geschätzter Kollege.“
Fromme war Teamplayer, er war Musiker, Theologe, Seelsorger und Mentor für viele angehende Pfarrerinnen und Pfarrer. Im Laufe der Jahre wurde ihm die Seelsorge ein immer wichtigerer Teil seines Dienstes: „Das habe ich am Anfang meines Berufslebens manchmal unterschätzt, wie wichtig diese kleinen Begegnungen mit Menschen sind – egal ob am Gartenzaun, am Krankenbett, beim Geburtstagsbesuch oder beim Trauergespräch“, so Fromme. „Denn manchmal gelingt es, mit ein, zwei Fragen den Menschen eine andere Perspektive auf ihre Sorgen und Nöte zu geben.“
Auch wenn für Martin Fromme klar ist, dass Gottes Welt viel zu klein sei, als dass man sich nicht wiedersehe, ist die Biebricher Hoffnungsgemeinde traurig, ihren Pfarrer gehen zu lassen. Robert Belz erklärt sichtlich gerührt: „Mit welch tiefer Hingabe und außergewöhnlichem Engagement Sie hier gewirkt haben – das ist kaum in Worte zu fassen. Ihr Vermächtnis wird in unserer Gemeinde weiterleben. Sie werden uns fehlen.“
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