Reformprozess
In Klarenthal soll ein ökumenisches Gemeindezentrum entstehen
© Evangelische und Katholische Gemeinde KlarenthalDie katholische Kirche St. Klara (rechts) und das Evangelische Gemeindezentrum Klarenthal ziehen zusammen.26.09.2024 aw Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
© Andrea WagenknechtDie beiden Pfarrer, Alexander Liermann (dritter von rechts) und Knud Schmitt (zweiter von rechts) sowie Detlef Grohman (ganz rechts) aus dem evangelischen Kirchenvorstand und Wolfgang Rollig (zweiter von links, hinten) aus der Katholischen Gemeinde St. Klara freuen sich auf die Zusammenarbeit. Klarenthal blickt auf 54 Jahre ökumenische Zusammenarbeit zurück: An die Anfangsjahren der beiden Kirchengemeinden erinnern sich noch der Protestant Hartmut Schade (Mitte), Iris Herz und Elise Traute (links daneben).Die katholische Kirchengemeinde zieht – wenn der Verkauf abgeschlossen ist – ins evangelische Gemeindezentrum, das nur wenige Gehminuten von St. Klara entfernt liegt.
Die erste katholische Messe wurde probeweise am 22. September bereits gefeiert. Der katholische Pfarrer Knud Schmitt sieht dem Umzug mit Freude entgegen: „Das ist ein wunderbar heller Kirchenraum, um hier eine Messe zu feiern.“
Die Klarenthaler Christinnen und Christen sind in Wiesbaden Vorreiter in Sachen Ökumene, denn bisher wird kein Gemeindezentrum in Wiesbaden in der Form, wie es in Klarenthal der Fall sein soll, komplett ökumenisch genutzt. „Ich finde es wichtig zu sagen: Die Katholiken sind hier nicht zu Gast, sondern wir leben und arbeiten hier künftig zusammen und wahren dabei unsere je eigene Konfessionalität“, so der evangelische Pfarrer Alexander Liermann.
Hintergrund für die Zusammenlegung sind die Reformprozesse, mit denen beide Kirchen auf Mitgliederrückgang und Verringerung personeller und finanzieller Ressourcen reagieren. Dabei stehen in beiden Kirchen die Gebäude auf dem Prüfstand. Während im Evangelischen Dekanat die Bewertung der Gebäude erst ansteht, sind die Katholiken schon einen Schritt weiter: „St. Klara wird verkauft und damit ist klar: Wir brauchen ein neues Domizil“, erklärt Wolfgang Rollig von St. Klara.
Rollig und Pfarrer Liermann hoffen beide, dass mit einem ökumenischen Gemeindezentrum ein christliches Zentrum im Stadtteil entsteht und dann auch erhalten bleibt. Man habe so etwa auch mehr Strahlkraft in die Kommune.
Ein großer Vorteil ist, dass sich die Katholiken und Protestanten in Klarenthal schon jahrzehntelang kennen: „Wir schauen auf 56 Jahre ökumenische Zusammenarbeit zurück“, sagt Detlef Grohmann aus dem Evangelischen Kirchenvorstand. Die beiden Gemeinden wurden Ende der 60er-Jahre, als der Stadtteil wuchs, gegründet. Die Freundschaft der beiden Gründungspfarrer – Pfarrer Welzel und Pfarrer Wenzel, die sich schon im Namen glichen, – wirkt bis heute nach: gemeinsame Feierabendmahle, ökumenische Gottesdienste, der ökumenische Kreuzweg in der Passionswoche, ökumenischer Buß- und Bettags-Gottesdienst und vieles mehr werden bis heute zusammen veranstaltet.
Pfarrer Alexander Liermann freut sich über die Menschen, die das Gemeindeleben jetzt bereichern werden, und er freut sich über geistliche Impulse der katholischen Geschwister: „Ich bin neugierig und sehr gespannt. Die Katholiken bringen viel mehr ehrenamtlich Engagierte mit – das ist für uns ein großer Gewinn. Und ich bin gespannt auf waschechtes katholisches Leben.“ Der evangelische Kirchenvorstand, so Liermann, sei durchweg positiv gestimmt.
Zu klären gibt es dennoch viel: Wo finden die Statuen der heiligen Klara und der Mutter Gottes ihren Platz? Wie organisiert man die Gottesdienste an Weihnachten und Ostern? Wo findet der Tabernakel seinen Platz und gibt es zwei Osterkerzen? Wie gut können die Protestanten mit Weihrauch-Geruch leben oder anders herumgefragt: Ist Weihrauch wirklich nötig, um katholische Gottesdienste zu zelebrieren? Und wo werden schließlich die Heiligen-Bilder aus St. Klara hängen? „Natürlich gibt es noch offene Fragen“, so der katholische Pfarrer Schmitt. „Aber für all das wird es Lösungen geben.“
Die beiden Pfarrer sind sich zumindest einig: Das Zusammenkommen der beiden Gemeinden unter einem Dach sei ganz sicher der richtige Schritt. Und Schmitt ergänzt: „Ich finde es toll, dass in all den Strukturprozessen, in denen sehr viel zurück- und abgebaut wird, hier etwas Neues entsteht.“
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