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Kinderarmut

„Kein Kind darf durchs Raster fallen“

Kinder und Jugendliche, die in Armut aufwachsen, gibt es auch in einem reichen Land wie Deutschland. Was sind die Ursachen und woran zeigt sich Armut? Zum Auftakt der Veranstaltugsreihe sprach der Armutsforscher Professor Michael Klundt.

Kinder, die morgens hungrig zur Kita oder Schule kommen, keinen ruhigen Ort haben, um Hausaufgaben zu machen, die sich schämen, Freunde nach Hause einzuladen oder ihnen kein Geschenk machen können, wenn sie zum Geburtstag eingeladen werden: „Oft ist Armut in der Gesellschaft auf den ersten Blick gar nicht so sichtbar“, sagt Michael Klundt, Professor für Kinderpolitik im Studiengang Angewandte Kindheitswissenschaften von der Hochschule Magdeburg-Stendal.

Die Folgen sind für die Kinder dennoch fatal: „Armut wirkt sich auf Gesundheit und Ernährung aus, auf die Lebensqualität, die Bildungs- und Zukunftschancen, das soziale Netzwerk und vieles mehr“, so Klundt.

Der Kinderarmutsforscher war zur Auftaktveranstaltung der Aktionsreihe „Kinder- und Jugendarmut in einer reichen Stadt“ ins Haus an der Marktkirche nach Wiesbaden gekommen.
Ein Bündnis verschiedener Organisationen und Institutionen aus Wiesbaden – darunter Gewerkschaften, Awo, Attac, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Katholische Erwachsenenbildung und Evangelische Kirche – möchte für das Thema Kinderarmut sensibilisieren und zum Handeln aufrufen.

„Denn Kinder und Jugendliche, die in Armut aufwachsen, gibt es auch in einer reichen Stadt wie Wiesbaden“, sagt Veranstalterin Nicole Nestler von der Fachstelle Gesellschaftliche Verantwortung im Evangelischen Dekanat. „Laut Sozialraumanalyse lebt hier jedes fünfte Kind in Armut, in manchen Stadtteilen sogar die Hälfte der Kinder. Das finden wir eine dramatische Situation.“

Ein Mensch gilt nach EU-Definition als armutsgefährdet, wenn er über weniger als 60 Prozent des mittleren Netto-Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Für ein Paar mit zwei Kindern unter 14 Jahren liegt die entsprechende Grenze bei etwa 2300 Euro im Monat.

Michael Klundt betonte in seinem Vortrag, dass es beim Thema Armut wichtig sei, zwischen Ursache und Anlass zu unterscheiden. „Alleinerziehend oder arbeitslos zu sein – das ist keine Ursache für Armut, das ist der Anlass.“ Die Ursachen sind nach Klundts Einschätzung in unserem gesellschaftlichen und sozialen System zu finden, in den sozial- und familienpolitischen Rahmenbedingungen und steuerpolitischen Regelungen. „Sie begünstigen die Armut“, so Klundt.

„In einem gerechten sozialen System können Kinder, egal in welche familiäre Situation sie hineingeboren werden, armutsfrei aufwachsen.“ Er verweist dabei etwa auf die skandinavischen Länder.
„Dort wird nicht etwa eheorientiert, sondern kinderorientiert gefördert.“ In Deutschland, so der Experte, profitiere derzeit immer noch die Mittelschicht am meisten von den Förderleistungen für Familien. Dabei müsste es eigentlich darum gehen, dass wirklich kein Kind durchs Raster fällt.
Denn, so sagt der Armutsforscher ganz deutlich: „Wir sprechen von Kinderarmut in einem der reichsten Länder der Welt.“

Weitere Termine der Reihe:


Dienstag, 3. März, 19 Uhr, Roncalli Haus, Friedrichstraße, Wiesbaden: „Kinderarmut in Wiesbaden“ mit Beate Hock und Dr. Rabea Krätschmer-Hahnn, Amt für Soziale Arbeit in Wiesbaden, Abteilung Grundsatz und Planung;

Donnerstag, 2. April, 19 Uhr, Georg Buch Haus, Wellritzstraße, Wiesbaden: „Der Armut entwachsen - Lebenslagen und Lebenschancen von der Kindheit bis ins junge Erwachsenenalter“ mit Valentin Persau, Awo Bundesverband.

Veranstaltungsflyer

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