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Abschied

Mit Kindern über Gott und Glaube nachdenken

privat / Bettina FuchsGemeindepädagogin Bettina Fuchs mit ihrem Alter Ego, der Fuchs-Handpuppe, die in Gottesdiensten der Ringkirchengemeinde zum Einsatz kam.

Bettina Fuchs ist seit mehr als 40 Jahren Gemeindepädagogin im Westend. In der Stephanusgemeinde, die heute mit der Ringkirchengemeinde fusioniert ist, hat sie Generationen von Kindern und Jugendlichen begleitet. Parallel war sie zehn Jahre auch in Klarenthal tätig. Am Pfingstmontag wurde sie in den Ruhestand verabschiedet.

Gemeindepädagogin Bettina Fuchs blickt auf vier Jahrzehnte kirchliche Kinder- und Jugendarbeit zurück. Im Gespräch erzählt sie, wie sich ihre Arbeit in den vier Jahrzehnten gewandelt hat:

Wie hat sich Ihre Arbeit über die Jahrzehnte verändert?
Bettina Fuchs: In meiner pädagogischen Arbeit hat sich altersbedingt natürlich meine Rolle verändert. Am Anfang war ich für die jungen Menschen und Kinder mehr große Schwester, heute eher Oma. Entscheidend verändert haben sich aber die gesellschaftlichen und kirchlichen Rahmenbedingungen. Heute ist Kirche ein Angebot unter vielen, und es ist schwierig, Jugendliche an kirchliche Angebote zu binden. Früher hat man einen Raum organisiert, einen Aushang gemacht, und es kamen jede Woche 20 Jugendliche. Das gibt es heute nicht mehr.
Wie gelingt der Kontakt heute?
Unterschiedlich. Über die Konfirmandengruppen, über die Kitas und die musikalischen Angebote des Ringkirchenkantors, an denen ich zum Teil mitwirke, etwa beim Kindermusical.

Welchen Einfluss hatte die Einführung der Ganztagsschulen auf die kirchliche Jugendarbeit?

Einen großen. Die Arbeit in der Kirchengemeinde hat sich auf die Randzeiten, früher Abend oder Wochenenden, verlagert. Außerdem wird das Zeitbudget der Jugendlichen immer schmaler. Eine Folge war etwa auch, dass ich eines meiner gemeindlichen Angebote an die Blücherschule verlegt habe: eine AG zur Leseförderung am Nachmittag mit besonderen Geschichten.

Wie haben sich ihrer Wahrnehmung nach die Kinder verändert?

Das Freizeitverhalten hat sich massiv verändert. Heute werden meiner Erfahrung nach überwiegend Angebote nachgefragt, die sehr bestimmte Inhalte und Ziele haben, Theater-, Tanz-, Musik- oder Chorgruppen etwa. Früher hat man sich einfach einmal pro Woche getroffen – zum Zusammensein, zum Austausch, etwa im Jugendraum.
Über die Jahre immer gleich geblieben sind aber die existentiellen Fragen der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen: Wie komme ich bei anderen an? Wer liebt mich? Wie finde ich meinen eigenen Weg? Was ist wichtig im Leben?

Was ist für Sie der Reiz an diesem Beruf?
Man hat sehr viel Freiheit in der Gestaltung. Ich hatte immer den Raum, das zu verwirklichen, was für mich im Leben zählt. Gleichzeitig birgt das aber auch die Gefahr, regelrecht mit Haut und Haaren verschlungen zu werden, wenn die Identifikation zu übermächtig wird. Sich auch mal im privaten Leben vom Beruf mental zu distanzieren, musste ich erst lernen.

Gemeindepädagogik ist ein weites Feld. Was haben Sie am liebsten gemacht?

Ich habe den allergrößten Teil meines Berufslebens mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet: Kindergottesdienste, Konfirmandenarbeit, Freizeiten, Tanz- und Theatergruppen. Am liebsten habe ich dabei die Tätigkeiten gemacht, bei denen ich nicht nur alle meine Fähigkeiten entfalten konnte, sondern auch für mich wichtige Inhalte umsetzen konnte, etwa die Arbeit in meinen zahlreichen Theatergruppen. Da wurde zum Beispiel erlebbar, dass ohne Vertrauen auf den anderen und ohne Kooperation nichts klappt. Es gibt eine Theatergruppe, die hat von 1982 bis 2018 existiert. Der Kontakt mit einigen aus der Gruppe besteht bis heute.  
Ich fand außerdem jede Beschäftigung mit Kindern – also alles, was über die bloße Bastelei hinausging – immer bereichernd, etwa das dialogische Nachdenken über Gott, die eigene Identität und die Welt.
Für das Vorlesen von Geschichten bin ich berühmt bis berüchtigt – wird mir nachgesagt.

Gibt es ein Projekt oder ein Erlebnis, an das sie sich besonders gerne zurück erinnern?
In den 40 Jahren meiner Tätigkeit darf ich mich glücklich schätzen, viele tolle Projekte und eindrückliche Begegnungen erlebt zu haben. Wenn ich aber spontan ein paar Erlebnisse nennen soll: Besonders schön fand ich die Sommerferienprojekte in der Stephanuskirchengemeinde, in denen ich mit vielen Kindern auch Kind sein durfte. Ich habe es jedes Mal nach einer gelungenen Theatervorstellung genossen, mich mit der Gruppe zu verbeugen; ich finde es bis heute spannend, immer wieder gemeinsam dem Glauben nachzuspüren. Darüber hinaus habe ich den Film über den Camino de Santiago, den wir vor Ort mit einer Konfirmandengruppe gedreht haben, in wunderbarer Erinnerung sowie einen Gottesdienst der Reihe „Mit Kindern Gott feiern“ zum Thema „Wasser macht groß“.

Gespräch: Andrea Wagenknecht

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