Geschichte
(Post)-Koloniales Wiesbaden - Neue Stadtkarte
© Andrea WagenknechtSusanne Claußen (Bildungsreferentin Evangelisches Dekanat Wiesbaden), Wiebke Dierkes (Professorin für Theorien und Geschichte Sozialer Arbeit, Hochschule Rhein-Main) und Katharine Lukat (stellv. Leitung, Stadtarchiv Wiesbaden) stellen die frisch gedruckte Stadtkarte vor (von links).29.10.2024 aw Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Die Entstehung der modernen Sozialen Arbeit als Beruf fällt zeitlich mit der formalen Kolonialherrschaft Deutschlands zusammen. Viele Personen aus der Anfangszeit der Sozialen Arbeit waren zugleich in der kolonialen Bewegung aktiv. Diese historischen Verflechtungen sind bisher noch nicht systematisch erforscht.
Im Kontext des Forschungsprojektes „Soziale Arbeit als koloniales Wissensarchiv? Ein Geschichtslabor zum (post-) kolonialen Erbe Sozialer Arbeit als Modell historiographischer Lehrforschung“ unter Leitung von Prof. Dr. Wiebke Dierkes wurde im Fachbereich Sozialwesen der Hochschule RheinMain die Stadtkarte „Postkoloniales Wiesbaden“ erstellt. Entwickelt wurde der Stadtplan von den Studierenden Janna Trinemeier und Carina Sträßner (beide Bachelorstudiengang Soziale Arbeit).
Kooperationspartnerinnen und inhaltliche Ideengeberinnen für die Stadtkarte sind Bildungsreferentin Dr. Susanne Claußen vom Evangelischen Dekanat Wiesbaden und Dr. Katherine Lukat, stellvertretende Leitung im Stadtarchiv Wiesbaden. Seit zwei Jahren bieten Claußen und Lukat Stadtrungänge zur Kolonialgeschichte Wiesbadens an. Auf den Rundgängen werden Orte, Personen und Ereignisse vorgestellt, die mit kolonialer Expansion verknüpft sind.
Susanne Claußen erzählt, wie es zu der Idee kam: "Wiesbaden profitierte vom wirtschaftlichen Aufstieg des Kaiserreichs, und das Kaiserreich profitierte von kolonialer Expansion - und da haben wir uns gefragt, wie und wo profitierte Wiesbaden vom deutschen Kolonialismus?" Denn, so Katharine Lukat, die Zeit des Kolonialismus in Wiesbaden sei bislang lokalhistorisch kaum erforscht.
Das Interesse der Bevölkerung an den Rundgängen sei riesig, so Claußen: "Neben diversen Schulklassen, einer Delegation aus Mainz und vielen anderen nahmen eben auch viele Studierende an den Rundgängen teil", erzählt sie. So kam es zu der Kooperation mit der Hochschule.
Dass ein Teil ihrer Rundgänge jetzt auf einer Stadtkarte verschriftlich ist, freut Lukat und Claußen sehr: "Damit werden noch mehr Menschen auf das Thema aufmerksam."
Die Stadtkarte ist kostenfrei und liegt im Haus an der Marktkirche (Schlossplatz 4), im Stadtarchiv, im Rathaus und der Wiesbadener Tourismusinformation aus.
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