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Abschied

„Wir müssen das Unmögliche öfter probieren“

© Andrea WagenknechtGabriele Schmidt

Nach 22 Jahren wird Gabriele Schmidt nicht mehr für das Amt der Präses im Evangelischen Dekanat Wiesbaden kandidieren. Am 29. Januar wird sie das letzte Mal die Dekanatssynode leiten, auf der ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgerin gewählt wird. Zum Abschied blickt sie zurück:

Ein bisschen Wehmut schwingt mit. Jetzt, wo der Abschied so nah ist. Doch wenn Gabriele Schmidt in ihrem Haus in Auringen steht, auf ihren Garten und den dahinterliegenden Wald blickt, ist die Wehmut verflogen: „Langweilig wird mir sicherlich nicht“, sagt sie und deutet fröhlich mit der Hand Richtung Garten: „Der freut sich, wenn er künftig mehr Zuwendung bekommt.“

22 Jahre war Gabriele Schmidt das Gesicht der Evangelischen Kirche im Dekanat Wiesbaden. Sie wurde am 9. März 2000 zur Präses der Dekanatssynode gewählt und dreimal in diesem Amt bestätigt. Jetzt hört die 72-Jährige auf.

Sie habe immer noch große Freude am Präses-Amt, so Schmidt. Doch die Kraft, die man für so ein zeitaufwendiges Amt braucht, werde weniger. „Ich höre auf die Signale, die mein Körper mir sendet, und schalte einen Gang zurück“, sagt die Noch-Präses. Am 29. Januar wird sie ihre letzte Synode leiten, auf der ihr Nachfolger oder ihre Nachfolgerin gewählt wird.

Das Amt der Präses ist in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ein ehrenamtliches Spitzenamt. Auf der Dekanatsebene vertritt die Präses zusammen mit dem hauptamtlichen Dekan das Dekanat als Evangelische Kirche in der Region nach außen und leitet die zweimal jährlich stattfindenden Tagungen der Dekanatssynode.

Bei der Evangelischen Kirche kommt ein Amt selten allein: Gabriele Schmidt ist nicht nur seit 22 Jahren Präses, sondern sie ist seit den 90er-Jahren Mitglied im Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Auringen, seit 1999 als Vorsitzende.

Im Jahr 2004 wurde sie in die Kirchensynode der Landeskirche gewählt, seit Januar 2017 ist sie Mitglied der Kirchenleitung. Sie ist darüber hinaus Vorsitzende im Vorstand der Regionalverwaltung. Für all ihr Engagement wurde sie 2009 sogar mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

In ihrer aktiven Zeit als Biologie- und Religionslehrerin an der Wiesbadener Leibnizschule war sie mehrere Jahre Mitglied der Schulkommission der Landeshauptstadt Wiesbaden, sie war Vertrauenslehrerein, Fachbereichsleiterin und zuletzt Mitglied der erweiterten Schulleitung.

Wenn Gabriele Schmidt über all das spricht, wirkt sie uneitel: Oft habe sich das eine Amt aus dem anderen ergeben, sagt sie. Als sie in Auringen anfing, wollte sie sich auch im Dekanat vernetzen, und so ging es Schritt für Schritt weiter. Hinzu kam, dass ihr viele Verwaltungsaufgaben, die in den verschiedenen Gremien zu tun sind, leichtfielen.

Dass zu Spitzenämtern die Lust am Entscheiden, Lenken und Leiten gehört, liegt auf der Hand. Doch wo den einen eher die Machtposition reizt, lockte Gabriele Schmidt immer mehr die Lust am Gestalten und am Miteinander: „Natürlich macht ein Amt, bei dem man in der Öffentlichkeit steht, auch deswegen Freude, weil einen viele kennen und man interessante Begegnungen hat“, sagt sie. „Aber ich habe in all den Jahren mit so vielen hochmotivierten Menschen zusammenarbeiten dürfen, die alle irgendwie mit ihrem Glauben unterwegs sind – das fand ich immer hochspannend und bereichernd.“

Angefangen hat ihr kirchliches Engagement während des Konfirmandenunterrichts ihres Sohnes. Bei den sonntäglichen Gottesdienstbesuchen in der Auringer Kirche hat sie ihren Sohn regelmäßig begleitet und später mit ihm über die Predigt diskutiert. Sie traf in der Gemeinde auf gleichaltrige Eltern und engagierte sich weiter: im Kirchenvorstand und im damaligen Dekanat Wiesbaden Wallau.

Präses Schmidt hat das Evangelische Dekanat Wiesbaden, so wie es heute besteht, mit aus der Taufe gehoben: Im Jahr 2000 ist es aus den drei Dekanaten Wiesbaden Rheingau, Mitte und Wallau entstanden. „Es war ein langer Irrweg bis zur Fusion – mit Verletzungen und Enttäuschungen, aber auch mit Freude und Aufbruchsstimmung“, erinnert sie sich.

Heute seien diese Geschichten von damals Anekdoten. Schmidt hofft, dass auch die jetzt anstehenden Umstrukturierungen, etwa die Zusammenarbeit der Kirchengemeinden in neuen Nachbarschaftsräumen, irgendwann rückblickend nur noch als solche Anekdoten belächelt werden.

Auch wenn sie für das Präses-Amt nicht mehr kandidiert, wird Gabriele Schmidt in Auringen weiterhin Kirchenvorstandsvorsitzende bleiben, in der Dekanatssynode ist sie berufenes Mitglied und in der Kirchenleitung bleibt sie bis Jahresende. „Wie wir uns in Auringen jetzt in Sachen nachbarschaftlicher Zusammenarbeit aufstellen –  das möchte ich weiter mitgestalten“, sagt sie.

Optimismus und Mut fehlen Gabriele Schmidt dabei nicht: „Wir loten derzeit viele Formen der Zusammenarbeit aus. Man muss auch einfach mal Unmögliches ausprobieren, ohne vorher jedes Detail abzuwägen.“

Dass in den kirchlichen Gremien oft eine zögerliche Grundhaltung vorherrscht, findet sie schade: „Wir Protestanten sind oft zu verkopft“, sagt sie. Dinge ausprobieren, lebendiger werden, nach Neuem suchen – Gabriele Schmidt ist da nicht zu bremsen, und hoffentlich steckt sie damit noch viele Jahre andere an.

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