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Theologischer Impuls

Wo ist Gott? ... in diesen Zeiten

© Lena Uphoff

Wenn das Schicksal zuschlägt, Menschen getroffen werden durch Unfälle, Krankheit, eine Naturkatastrophe und, ja, auch durch ein Virus wie in diesen Zeiten, stellt sich schnell die Frage: Wo ist Gott? Wie kann er das zulassen? Und: Wie bringe ich den Gedanken an seine Liebe damit zusammen, dass so etwas passiert? Ein theologischer Impuls von Dekan Dr. Martin Mencke:

Der Gedanke spitzt sich zu, wenn die Welt nicht nur als ein Automat verstanden wird, ein System von Abläufen und Gesetzmäßigkeiten, mit dem Gott nichts zu tun hätte. Wenn Gott von Menschen als derjenige bekannt wird, der die Welt geschaffen hat und von ihr gesagt werden kann: Und siehe, es war sehr gut (1. Mose 1,31). Dann hat Gott ja mit dieser Welt zu tun, mit genau dieser.

Gott einfach nur auf der Seite der leidenden Kreatur zu verorten, dort, wo er sich in Jesus Christus am Kreuz definitiv gezeigt hat, würde die Macht seines Schöpfungshandelns im Jetzt verneinen und drängte ihn aus dieser Welt, so wie sie ist, mehr oder weniger hinaus.

Gott aber auch für die Naturkatastrophen mit in die Verantwortung zu nehmen, für die Bedrohung des Lebens durch Krankheit und Tod, würde neben den Gott der Liebe einen Gott setzen, den wir nicht so ganz genau kennen können, der sich uns nicht wirklich gezeigt hat, der neben und hinter dem offenbaren Gott zum Vorschein kommt, der für uns leidet am Kreuz: ein verborgener Gott (Luther, Deus absconditus).

Vielleicht lässt sich in der Anfechtung des Glaubens, die sich aus diesem Dilemma entwickelt, ein Weg heraus dann bahnen, wenn wir den Satz „und siehe, es war sehr gut“ nicht damit verwechseln, dass die Welt perfekt ist. Ja, die Welt ist gut, sehr gut sogar. Aber sie ist nicht eine, in der das Leiden nicht mehr ist, in der Katastrophen nicht hereinbrechen, in der Krankheiten keinen Platz mehr haben. Die Welt ist Welt als Gottes Schöpfung und sehr gut – aber nicht perfekt. Zumindest nicht für die Augen des leidenden Betrachters. Und Gott ist ihr laufend verbunden in der Zurückdrängung des Chaos.

Allerdings hat Gott selbst sich eben auch begrenzt, indem er die Schöpfung aus dem Nichts ins Sein rief, indem er seiner grenzenlosen Macht durch und in der Existenz der Schöpfung eine Grenze gegeben hat. Und sich selbst aus Liebe damit schöpferisch begrenzt. So wird uns nicht Gott selbst dunkel und verborgen, sondern seine von ihm so und nicht anders geschaffene Welt - mit all ihren Übeln.

Dass sie, die Welt als Schöpfung Gottes, nicht schon längst auf den Abgrund ihrer letztendlichen Zerstörung zugetaumelt ist, verdankt sich der erhaltenden Schöpfermacht Gottes, der seine Erde nicht lässt. Zugleich verändert sie sich fortlaufend, ist und bleibt eine dynamische Welt im Entstehen, an deren Gestalt auch wir Menschen einen großen, wie wir in den letzten Jahren auch mit Schrecken bemerken, mitentscheidenden Anteil haben. Immer schon war der Herrschaftsauftrag über die Schöpfung an den Menschen ein Bewahrungsauftrag. Wehe, wenn dies vergessen wird.

Für den Glauben ist Gott als Schöpfer tragender Grund unserer Welt, der sich um ihres Seins willen aus Liebe selbst begrenzt und sie zugleich vor ihrem Ende bewahrt, ist Gott als Versöhner mit der leidenden Kreatur Leidender, und als Vollender der ihre Bestimmung mit abgründiger Geduld Verwirklichende.

E-Mail an den Autor: martin.mencke@ekhn.de

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