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Interview

"Wohnungslose sind geliebte Geschöpfe Gottes"

Bei dem Kunstprojekt „Hausfliesenbruch“ der Wohnungsnothilfe des Diakonischen Werkes haben Menschen, die im öffentlichen Raum leben oder wohnen, Fliesen gestaltet und sie mit persönlichen Botschaften versehen. Die Fliesen werden ab Freitag, 2. September, in der Kreuzkirche ausgestellt. Pfarrer Ralf Schmidt erklärt im Interview, warum er das Projekt wichtig findet:

Warum ist es wichtig, die Kunst der Wohnungslosen in einer Kirche auszustellen?
 
Pfarrer Ralf Schmidt: Menschen leben unter uns, die sich nach Schutz und Geborgenheit sehnen, nach einem Ort, den auch sie ihr Zuhause nennen dürfen. Mit den Kacheln werden diese Menschen sichtbar, ihre Gefühle bekommen ein sichtbares Angesicht, das mich bewegt. In der Kreuzkirche erhalten diese 15 x 15 cm großen Einzelschicksale einen sichtbaren Ort im Zentrum der Gemeinde. So wird das zerbrechliche Einzellos eines Lebens Teil der großen Gemeinschaft und Verheißung: Auch sie sind geliebte Geschöpfe Gottes, unsere Brüder und Schwestern der Sehnsucht nach der Geborgenheit des Lebens umfangen von dem Segen Gottes.

 
Was erhoffen Sie sich von der Ausstellung?
 
Ich erhoffe mir, dass die Betrachter der Ausstellung anders gehen als sie gekommen sind und dann auch anders durch die Stadt gehen. Denn jeder Obdachloser, dem sie begegnen, könnte einer sein, dessen Kachel bewegt, beeindruck und zum Nachdenken gebracht hat. Ich erhoffe mir einen anderen Blick auf die wohnungslosen MitbürgerInnen unserer Stadt. Sie sind Teil der Stadtgesellschaft und nicht Fremde. In einem Lied heißt es, die am Rande sieht man nicht. Ich hoffe, dass wir lernen, genau hinzusehen und hinter dem „Dreck“, die verwundete Einzelseele erkennen, die Teil und Bereicherung unserer Stadtkultur ist.
Ich bin immer tief beeindruckt, wenn ich in Rom bin, wie würdevoll dort mit den Obdachlosen umgegangen wird, oder auch in Neapel. Die Menschen unterhalten sich mit ihnen, man kennt sich, ist sich vertraut. Das wünsche ich mir auch für uns.
 
 
Würden Sie sich mehr solcher Kooperationen mit dem Diakonischen Werk wünschen?
 
Nächstenliebe ist keine theoretisch-theologische Fragestellung, sondern immer nur gelebte, praktizierte Nächstenliebe. Im Diakonischen Werk hat diese Überzeugung eine gute Institution gefunden, deren Arbeit und Unterstützung Teil jeder Kirchengemeinde werden sollte. Christliche Gemeinde vor Ort ist immer diakonische Gemeinde, ansonsten hat sie keine Daseinsberechtigung. Verkündigung und Gebet finden ihr Ziel in der helfenden Hand für den Nächsten, ohne dies, bleibt Verkündigung und Gebet seelenlos und geht ins Leere. Interview: Andrea Wagenknecht

Das Kunstprojekt "Hausfliesenbruch" wird am Freitag, 2. September, 18 Uhr, in der Nacht der Kirchen eröffnet. Am späteren Abend gibt es um 23 Uhr eine Lesung aus Richard Brox' Buch "Kein Dach über dem Leben". Zum gesamten Programm der Kreuzkirche: Hier klicken!

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