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Interview

"Die Krise fordert unser Gottesbild heraus"

© Olivia RahmsdorfPfarrerin Dr. Olivia Rahmsdorf

Olivia Rahmsdorf ist die neue Pfarrerin in Hochheim und arbeitet in der evangelischen Kirchengemeinde in einem Team mit Pfarrerin Mirjam Ambrozic. Sie folgt auf Christiane Monz-Gehring, die vergangenes Jahr in den Ruhestand gegangen ist.

Frau Rahmsdorf, fasten Sie dieses Jahr?
Olivia Rahmsdorf: Ja, ich faste „Bildschirme“ vor dem Schlafengehen und Einkäufe bei großen Onlineversandhändlern.
Auf beides möchte ich aber nicht nur in der Fastenzeit verzichten, sondern diese Art von Konsum - wenn möglich - dauerhaft einschränken. In der dadurch freigewordenen Zeit will ich wieder fließend beten lernen und ganz ohne Ablenkung in Romanen versinken.
Die Passionszeit läutet für mich ohnehin keinen Verzicht auf Raten oder Zeit ein. Vielmehr gibt sie mir Anlass, mir meiner Versuchungen bewusst zu werden und schief eingeschliffene Gewohnheiten wieder in Balance zu bringen.


Was kann die Kirche aus dieser Ausnahme-Pandemie-Situation lernen?
Gott ist nicht auf einfache Phrasen einzufrieden, die wir immer wieder pathetisch vor uns her sprechen. Die Krise fordert unser Gottesbild und unsere Eigenwahrnehmung heraus und das war (jedenfalls für mich) nötig.

Das Evangelium ist immer schon medial verfasst und sucht sich mitunter neue Medien, um seine Wahrheit mitten im Leben zu entfalten. Dort, wo das Leben eben gerade stattfindet. Das Evangelium verändert sich zwar durch die je neuen Medien, es muss sich sogar verändern, aber verliert dadurch Gottseidank nicht an Segenskraft.
Direkte Übersetzungen von analog zu digital fühlen sich für mich wie das Münchner Neue Testament an. Das ist zwar nah am Ausgangstext und hilfreich für die eigene Reflexion, klingt aber schräg und unverständlich. (Anmerkung:  Das Münchner Neue Testament ist eine Wort für Wort-Übersetzung, die nicht nach der deutschen, sondern nach der griechischen Sprachstruktur orientiert ist. Das wirkt oft steif.)

Was nehmen sie persönlich als positive Erfahrung aus dieser Zeit mit?
Ich bin eigentlich doch ein spontaner Mensch (entgegen der Einschätzung meines Mannes). Vor allem dann, wenn es mir verboten ist.


Drei Dinge, die Sie an ihrem Beruf als Pfarrerin besonders mögen?

  1. Zeit schenken (daraus spricht wohl auch noch die erste Naivität einer Berufsanfängerin).
  2. Um Gottes Segen für Menschen bitten, die an wichtigen Übergängen stehen.
  3. Gott und die Welt durch die Augen anderer betrachten und beide immer wieder neu zu denken wagen.


Was wird auf der neuen Stelle in Hochheim die größte Herausforderung?
Alle Weingüter und deren Weine kennenzulernen (lacht).

Die Fragen stellte Andrea Wagenknecht


Zur Person

Olivia Rahmsdorf ist in Flörsheim geboren und in Hofheim aufgewachsen. Sie hat Evangelische Theologie in Münster, Beirut und Mainz studiert und in Mainz und Princeton (New Jersey) bei Prof. Dr. Ruben Zimmermann promoviert zum Thema "Zeit und Ethik im Johannesevangelium". Ihr Vikariat hat sie in Mainz-Gonsenheim absolviert. Die evangelische Kirchengemeinde Hochheim ist ihre erste Pfarrstelle.

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