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Literatur-Tipp

Geheimnisvolle Todefälle im Zeitalter der Aufklärung

Wir stellen Ihnen hier regelmäßig Lese-Tipps von Menschen aus dem Dekanat vor. Matthias Welsch, stellvertretender Dekan, empfiehlt: "Das Buch in dem die Welt verschwand" von Wolfram Fleischhauer.

Cover: Verlag Droemer 2003

Der Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit hat die Welt verändert. Gerade in der Theologie hat sich dadurch vieles verändert. Wissenschaftliche Theologie und Schriftauslegung wurde dadurch erst möglich.
Und so gehörte es auch für mich einmal dazu, dass ich mich im Studium an Immanuel Kant herangetraut habe und begonnen hatte, die „Kritik der reinen Vernunft“ im Original zu lesen. Aber keine Angst, ich möchte Ihnen jetzt nicht das Werk Kants zum Lesen empfehlen. Ich bin, glaube ich, damals auch nicht sehr weit gekommen.

Seine Zeit und seine Bedeutung habe ich erst viel später mit einem anderen Buch verstehen gelernt. Wolfram Fleischhauer nennt seinen 2003 erschienen historischen Roman, Krimi oder Thriller, wie man das nennen will: „Das Buch in dem die Welt verschwand“ und spielt damit auf Immanuel Kant an, dessen aufklärerische Ideen tatsächlich die mittelalterliche Welt, wie sie einmal war, zwischen 1780 und 1835 (der Zeit in der das Buch spielt) zum Verschwinden brachte.

Es fängt mit einer Eisenbahnfahrt an auf der ersten Eisenbahnlinie zwischen Nürnberg und Fürth, deren Bau den Einschnitt zwischen Mittelalter und Neuzeit deutlich markiert. Davor fuhr man Postkutsche, womit wie das Buch zeigt, auch schon eine deutliche Veränderung markiert wurde, seit es ein flächendeckendes Netz von Verbindungen durch Deutschland gab. Nikolai Röschlaub fährt 1835 mit seiner Enkelin Eisenbahn und erzählt die Geschichte dann im Rückblick.

Der Hauptakteur – ich war selbst erstaunt als ich das jetzt wieder las – ist ein junger Arzt, der sich mit Epidemiologie befasst und für seine Zeit revolutionäre Ideen hatte wie sich Krankheiten durch Ansteckung ausbreiteten, er ist zwar einerseits naiv aber andererseits auch seiner Zeit voraus, ein Vordenker der neuen Zeit.

Der Thriller beginnt damit, dass er als Arzt auf ein Schloss gerufen wird, wo er schließlich nur den nicht natürlichen Tod des Fürsten feststellen kann und dann in eine Mordermittlung hineingezogen wird, in der die Machenschaften eines Geheimbundes sichtbar werden. Es gibt auch einen Zusammenhang mit mysteriösen Postkutschenüberfällen. Die Mitspieler, der Mordermittler und die junge Frau in die sich Röschlaub verliebt sind alle nicht, was sie zu sein vorgeben und so entsteht Misstrauen zwischen den beiden. Mehr will ich da gar nicht verraten.

Viele Stränge und viel historisches Wissen werden in dem Roman kunstvoll miteinander verschlungen. Dass der Leser manchmal den Überblick verliert, gehört zum Geheimnis. In diesem Thriller wird der Kampf der alten Welt gegen die Macht der aufklärerischen Ideen sehr anschaulich erzählt. Röschlaub begegnet schließlich auch dem großen Meister in Königsberg und hilft in gewisser Weise mit, dass die Macht der Ideen nicht aufgehalten wird.

Ein wirklich geniales und gut zu lesendes, ja spannendes Buch, das die Zeit anschaulich macht in der schließlich die Idee der Aufklärung zum Durchbruch kam. Und der Beginn ist gerade in dieser Corona-Zeit topaktuell.

Anmerkungen oder Kommentare? Gerne - Kontakt zu Matthias Welsch: matthias.welsch@ekhn.de

Wolfram Fleischhauer: Das Buch in dem die Welt verschwand. Roman, Knaur 2004, Taschenbuch (gebunden Verlag Droemer 2003), 12,99 Euro.



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