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Neubau

Wiesbaden hat ein neues Frauenhaus

© Andrea WagenknechtWerner Ott (links) übergibt offiziell den Schlüssel des neues Frauenhauses an Agim Kaptelli, Leiter des Diakonischen Werks Wiesbaden, und Birte Prawdzik, Leiterin des Frauenhauses.

Im Januar 2020 wurde hier der erste Spatenstich gesetzt, jetzt steht das neue Wiesbadener Frauenhaus, in Trägerschaft des Diakonischen Werks, fertig da. Trotz vieler Corona-Auflagen gab es während der Bauzeit keine Lieferengpässe und kaum Verzögerungen. Im November können die Frauen und Kinder sowie das Team um Frauenhaus-Leiterin Birte Prawdzik bereits umziehen.

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© Andrea WagenknechtDie Leiterin des Frauenhauses Birte Prawdzik (links), die bauleitende Architektin Sarah Kunz vom Architekturbüro „Mayer Jenner Oumar“ (Mitte) sowie Sonja Heyn, Architektin bei der Evangelischen Gesamtgemeinde, haben den gesamten Bau des Hauses eng begleitet.


Platz ist in dem gut 500 Quadratmeter großen Haus künftig für zehn Frauen und rund 20 Kinder. Die Appartements mit eigenen Küchenzeilen und Bädern sind unterschiedlich groß und auf zwei Stockwerke verteilt. Es ist hell, die umlaufenden Flure sind lichtdurchflutet, es gibt viele Nischen für Begegnung und Gespräche. Im sichtgeschützten Innenhof ist eine Art Wandelgang entstanden. Ein Spielzimmer, große Therapie- und Besprechungsräume sowie Büros im Erdgeschoss ergänzen den Wohnbereich.

Der genaue Standort des Frauenhauses muss aus Sicherheitsgründen geheim bleiben, denn die Frauen, die hier einen Zufluchtsort suchen, sind vor häuslicher Gewalt geflohen. Im Frauenhaus finden sie eine anonyme Unterkunft, werden beraten und bekommen Hilfe für die weitere Lebensplanung.

Gebaut hat das Haus die Evangelische Gesamtgemeinde, die Solidargemeinschaft von elf Wiesbadener Kirchengemeinden, auf ihrem eigenen Grundstück, nicht weit entfernt von der Innenstadt. Die Kosten für den Gesamtbau, der nach allen Standards der Nachhaltigkeit errichtet wurde, betragen rund 4,5 Millionen Euro, sagt Werner Ott, Vorsitzender der Gesamtgemeinde. Mit einer Spende der Paulinenstiftung von 80.000 Euro an das Diakonischer Werk konnten große Teile der Innenausstattung finanziert werden.

Ott ist froh, dass es bereits im Vorfeld der Planungen viel Aufgeschlossenheit für das Projekt gab: „Unsere Mitgliedsgemeinden haben sich bereits im März 2019 einstimmig für den Neubau des Frauenhauses auf unserem Grundstück ausgesprochen. Und dass wir trotz Corona mit den Architekten, allen Handwerksbetrieben und Zulieferern im Zeitplan geblieben sind, macht uns stolz und dankbar.“

Mit diesem Neubau, so Agim Kaptelli, Leiter des Diakonischen Werks Wiesbaden, habe man Maßstäbe gesetzt: „Es ist natürlich ein riesiges Geschenk, wenn man ein Frauenhaus von Anfang an so planen kann, dass alle Wünsche und Bedarfe berücksichtigt werden. Ich denke wir haben jetzt eines der modernsten Frauenhäuser im gesamten Rhein-Main-Gebiet.“

Dass es gelungen ist, dass Kirche und Diakonie so ein Projekt gemeinsam realisiert haben, mit der Stadt, für die Stadt und für die Frauen, die hier hoffentlich einen Zufluchtsort finden werden – das freut Agim Kaptelli besonders: „Es ist schön, dass wir als Kirche jetzt mit so einem starken sozial-diakonischen Impuls ins Gemeinwesen hineinwirken.“

Das alte Frauenhaus, ursprünglich mal ein normales Wohnhaus, war schon seit Jahren nicht mehr geeignet: eine Küche und zwei Bäder für alle Bewohnerinnen, kein Spielzimmer, wenig Gemeinschafträume. „Das Haus war von seiner Aufteilung her einfach nicht ideal für das, was an Arbeit hier geleistet wird“, so Kaptelli.

Das neue Gebäude ist architektonisch sehr gelungen – da sind sich Kaptelli und Ott einig: Von außen unauffällig, zurückhaltend und verschlossen wirkt das Gebäude nach innen offen und hell.

Dem beauftragten Architekturbüro „Mayer Jenner Oumar“ ist es darüber hinaus gelungen, Elemente aus dem Kirchenbau zu integrieren, etwa der Wandelgang im Innenhof, der an einen Kloster-Kreuzgang erinnert. „Ein besonderer Ort mit kirchlichen Wurzeln –  das spiegelt sich tatsächlich in der Architektur wider“, findet Kaptelli und hofft, dass das Haus mit dazu beiträgt, dass Frauen hier zur Ruhe kommen können, dass sie ein Stück Frieden finden.
 
Hintergrund:
Das Wiesbadener Frauenhaus ist Mitte der 80er-Jahre entstanden: Damals besetzten Frauen aus Wiesbaden eine kleine Villa im Nerotal. Das politisches Gerangel, was daraus entstand, hatte Folgen: Man war sich einig, dass an der Notwendigkeit eines Frauenhauses für Wiesbaden kein Weg mehr vorbeiführt. Und so eröffnete das Diakonische Werk am 1. Mai 1986 das erste Frauenhaus in der hessischen Landeshauptstadt.

Die Frauen, die im „Haus für Frauen in Not“ Zuflucht suchen, stammen aus Sicherheitsgründen meistens nicht aus Wiesbaden. Im Schnitt sind die Bewohnerinnen zwischen 30 und 40 Jahre. Es gibt auch immer mal sehr viel jüngere Frauen, genauso wie ältere. Die Verweildauer der Frauen im Haus schwankt stark - einige bleiben wenige Tage, andere bis zu einem Jahr oder länger, im Schnitt sind es drei bis sechs Monate.

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