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Karfreitag

Das Leben wird den Tod einholen

© Andrea WagenknechtKreuz in der Krypta der Marktkirche

In den Karfreitagsgottesdiensten haben mehrere hundert Christinnen und Christen im Dekanat Wiesbaden die biblische Geschichte vom Tod Jesu am Kreuz nachempfunden. Karfreitag ist traditionell der Tag, an dem Christen sich mit der Brutalität der Menschheit konfrontieren.

In vielen Karfreitagsgottesdiensten stand deswegen auch die Weltlage mit Gewalt,. Terror und Krieg im Vordergrund des Predigten:
„Wir sind an Karfreitag aufgefordert, hinzugucken“, sagt etwa Pfarrer Thomas Hartmann in der Thalkirche Sonnenberg: „Wir Menschen haben Krieg, Tod und Terror ins Unermessliche gesteigert“, so Hartmann. Dass Gott zu all dem erst mal schweige, bleibe für ihn ein Mysterium des Glaubens, so Hartmann, aber: „Wir dürfen uns nicht hypnotisieren lassen von all den Gräueln wie in der Ukraine, wie in Israel und Gaza, wie beim Massaker auf einem Rockkonzert in Moskau. Das ist Realität in dieser Welt – aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Das Leben eilt dem Tod voraus und holt ihn ein, um ihn zu überwinden“, sagt Hartmann im Blick auf die starke und zugleich radikale Hoffnungsbotschaft von Ostern.

Auch Pfarrer Jens Georg fordert in der Evangelischen Kirche Breckenheim die Gläubigen auf: „Wir sind Geschöpfe, die Verantwortung übernehmen können, wir sind nicht ohnmächtig, nicht festgenagelt in der Erstarrung. Unser Glaube darf tanzen, der Angst zum Trotz, allem Großspurigen, allem Schmerz, allen Verlusten zum Trotz.“ Er appelliert, die Perspektive zu wechseln, denn der christliche Glaube habe von Anfang an mit einem Perspektivenwechsel zu tun: „Wir glauben, dass sich Gott in aller Schutzlosigkeit, in allem Schmerz, in aller Ohnmacht zeigt“, so Pfarrer Georg.

Für Dekanin Arami Neumann, die an Karfreitag in Naurod gepredigt hat, ist jeder Tod „ein trauriges und schreckliches Ereignis“. „Der Tod macht stumm. Er nimmt alle unsere Lieben. Das ist gewiss. Und jeder Tod reißt eine Lücke“, so Neumann. Der Blick auf das Kreuz Jesu versichere uns aber: „Gott steht uns in den größten Nöten bei. Es ist ein starker Trost, dass auch wir in schlimmsten Zeiten nicht von Gott verlassen sind. Denn Gott hat auch seinen Sohn am Kreuz nicht verlassen.“

Dieser Gedanke ist auch für den Bierstadter Pfarrer Philip Messner die tröstende Botschaft des Karfreitags: „Das Leben wird erträglicher und getrösteter, wenn wir Gott in unserer Nähe wissen“, so Messner. „Das Leben mag vielleicht nicht leichter werden, doch es ist aufgehoben in den Händen Gottes. Das schenkt Gelassenheit und Kraft.“

Pfarrerin Ursula Kuhn sieht nichts Gutes am Karfreitag im Hinblick auf die vielen Opfer von Terror, Krieg, Gewalt und Missgunst. „Doch“, so erklärt Kuhn in ihrer Predigt in der Wiesbadener Lutherkirche: „Karfreitag bleibt nicht, und der Tod bleibt nicht. Ich will mich anstecken lassen von Maria Magdalena, die sich Jesu am Kreuz zuwandte. Ich will hoffen, dass immer wieder einer unter den Gleichgültigen ist, der ergriffen wird, der glaubt, damit wir hoffen dürfen, dass der Tod nicht bleibt.“


Hintergrund Karfreitag:
Der Begriff „Kar“ leitet sich vom althochdeutschen „kara“ ab, was mit Klage oder Trauer übersetzt werden kann. Nach christlichem Verständnis offenbarte sich Gott im Leben und Sterben Jesu. Gott selbst litt in Gestalt des Gekreuzigten mit. Somit ist Gott nichts Menschliches fremd, auch nicht Leid und Tod. Das Kreuz wurde zum Zeichen für Leid, Mitgefühl und eben auch Erlösung. Gemeint ist die Erlösung vom Tod, der mit der Auferstehung drei Tage nach Karfreitag überwunden wurde. Ostern ist das höchste Fest der Christen, Karfreitag gilt als einer der wichtigsten christlichen Feiertage.

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